Freitag, 15. Juni 2012
Grüsse aus dem Okanagan Valley
Donnerstag, 14.6.12
Hallo an Euch alle. Wir waren die letzten Tage ein wenig im ländlichen Bereich unterwegs, d. h. in den sogenannten Provincial Parks, und da gab es leider kein Internet. Heute wissen wir auch noch nicht, ob wir irgendwo welches haben werden, aber wir schreiben nun trotzdem schon mal wieder bisl was, sonst wird es zu viel auf einmal. Wettermäßig ist es hier sehr durchwachsen und das Wetter ändert sich hier sehr sprunghaft und schnell. Es kann in der einen Minute strahlender Sonnenschein herrschen, dann plötzlich zieht es zu und es geht ein kräftiger Regenguss nieder. Oft ist es im Anschluss daran dann wieder schön. Von sommerlichen Temperaturen kann man allerdings noch nicht sprechen hier, wir haben im Schnitt so 20°C.
Letzten Sonntag sind wir von Vancouver Island mit der Fähre wieder aufs Festland übergesetzt. Diesmal haben wir auf Anhieb die richtige Fähre erwischt. Tina hat auf der Überfahrt Schwertwale, sogenannte Orcas, gesehen. Zwei Stück um genau zu sein, allerdings doch recht weit entfernt. Auf dem großen, weiten Wasser wirken sogar diese Riesen wie kleine Fische. Ist schon verrückt. Den Sonntag selbst verbrachten wir relativ viel im Auto unterwegs on tour, da wir doch ein ganzes Stück Strecke zu schaffen hatten. Entschädigt wurden wir dafür abends mit unserem Campground am Harrison Lake mit glasklarem Wasser, ringsum Wald, Vogelgezwitscher und einsame Stille.
Montag gingen wir nach dem Frühstück mit unsrer Maus, bei herrlichem Sonnenschein, ein Stück am See spazieren, warfen eine ganze Weile Steine ins Wasser, was die Kleine begeisterte. Wir hatten gute Sicht und konnten bis weit in die Ferne schauen, wo sich hohe Berge, die noch mit Schnee bedeckt waren, zeigten. Wir beschlossen, nach der langen Strecke am Sonntag, einen etwas ruhigeren Tag zu verbringen. Am Similikameen River finden wir einen ruhigen Provincial Park, den Manning Park. Auch hier campen wir in freier Natur, direkt am Fluss, um uns herum Wald, Berge. Auf der Fahrt dorthin machten wir Stopp am „Hope Slide“. Hier geschah 1965 der größte Bergrutsch Westkanadas und verschüttete ein 3km langes Straßenstück. Unter 48 Millionen Kubikmeter Felsgeröll liegen hier mehrere Autos samt Insassen verschüttet. Waren ganz schöne Dimensionen, als wir so da standen. Den Nachmittag verbrachten wir dann ganz ruhig am Fluss. Mit Tessa saßen wir eine ganze Weile am Flussufer, sie spielte in Seelenruhe mit den vielen Steinen da, jauchzte vor Freude und hatte Spaß. Als sie dann ihren Nachmittagsschlaf hielt, kochten wir das erste Mal hier ein richtiges Essen. Natürlich gab es Spaghetti, was sonst, aber wir zwei Großen hatten so einen Kohldampf darauf. Hat auch sehr gut geschmeckt. Tina ist übrigens das erste Mal Camper gefahren. Anfangs zwar mit doch ganz schön großem Respekt, aber es klappte ganz gut und mit der Automatikschaltung kam sie gut zurecht.
Dienstag fuhren wir im Manning Park an den Lightning Lake. Dirk möchte hier gern eine Wanderung um den See machen. Gesagt, getan. Tessa wird in den Ergobaby gepackt und auf Tinas Rücken geschnallt. Sie schläft schon nach wenigen Metern ein und wir gehen scharfen Schrittes los, den „Frosty Mountain Trail“, 11km lang und direkt am See gelegen. Überall stehen Hinweisschilder und warnen vor Bären. Tina ist es nicht ganz egal und hat doch die ganze Strecke ein mulmiges Gefühl. Einen Bären selbst sehen wir nicht, dafür jedoch überall zahlreich Bärensch… . Es gibt sie also wirklich hier. Uns begegnen auf dem Weg viele kleine, süße Eichhörnchen, die sich ohne Probleme fotografieren lassen, überhaupt nicht scheu reagieren. Wir wandern durch noch restlichen Schnee und genießen die Natur – die ist wirklich herrlich. Zurück am Auto erwacht Tessa, wie abgesprochen, und wir werden von, wir denken, es könnten Erdhörnchen gewesen sein, erwartet. Auch diese sind überhaupt nicht Menschenscheu, wir füttern sie mit Brotkrümel und sie fressen uns aus der Hand. Für Tessa ein lustiges Erlebnis wie uns scheint, sie lacht zum Teil recht laut und herzhaft los. Nach ein wenig verschnaufen fahren wir weiter, es geht ins Okanagan Valley. Hier soll es deutlich wärmer sein als in den restlichen Regionen von Kanada, weshalb hier auch vorrangig Obstanbau betrieben wird. Abends sind wir ganz schön fertig, auch Tessa, wir suchen uns nur noch einen Platz zum Schlafen, finden diesen i m Banbury Green Park. Dieser gefällt uns nicht ganz so gut, wie unsere bisher gewählten Plätze, warum, wissen wir aber selber nicht. Er hat auch freie Duschen, liegt direkt am See, ist ruhig und sauber – keine Ahnung was uns nicht zusagte. Er war etwas zivilisierter als die anderen Plätze, vielleicht lag es daran. Gehen relativ zeitig schlafen, völlig breit.





Am Mittwoch dann schließlich fuhren wir zunächst Richtung Penticton. Eigentlich wollten wir dort den größten Schaufelraddampfer des Okanagan Lake, die SS Sicamous von 1914 ansehen. Da wir aber eben noch in der Vorsaison unterwegs sind, haben viele Sehenswürdigkeiten noch geschlossen. So begutachten wir das Schiff zwar von außen, können jedoch nicht in sein Inneres, leider. Weiter ging es dann nach Summerland. Hier befinden sich die sehr schön angelegten Ornamental Gardens, durch die wir gemütlich hindurchschlendern. Tessa hält ihr Schläfchen, diesmal an Papas Bauch geschnallt. Von hier aus geht’s weiter nach Kelowna. Dort machen wir eine Wanderung von ca. 1,5h, gehen den Pauls Tomb Trail, einen Wanderweg etwas oberhalb des Okanagan Lake.

Gegen Nachmittag dann erreichen wir einen der schönsten Aussichtspunkte von Kelowna, den „Knox Mountain“. Von da oben hatten wir einen sehr schönen Rundumblick über Stadt und See. Nach wie vor ist schon alles ganz schön beeindruckend hier. Übernachtet wird wieder in einem Provincial Park, diesmal einem wirklich traumhaften, dem „Beer Creak“. Dirk hat Feuerholz besorgt und nachdem wir Tessa ins Bett gebracht haben, sitzen wir das erste Mal zusammen abends vorm WoMo am prasselnden, kanadischen Feuer und genießen.
Heute schließlich ging es um ca. 10.00 auf in Richtung Vernon. Hier ist unser Ziel die O` Keefe Ranch, welche 100 Jahre nach ihrer Gründung durch Cornelius O` Keefe, 1967 in ein Freilichtmuseum umgewandelt wurde. Die Ranch war wohl zu damaligen Zeiten die größte und vornehmste Ranch im ganzen Okanagan Valley. Jeder von Euch, der die Fernsehserie „Unsere kleine Farm“ kennt, weiß in etwa, wie es heute bei uns ausgesehen hat. Tina war total begeistert, schoss ein Foto nach dem anderen. Es war wirklich beeindruckend. Die Ranch war letztlich ein ganzes Dorf, was originalgetreu erhalten wurde. Es gab ein Herrenhaus, eine Schule, eine Kirche mit Friedhof (wo man heute sehr schön heiraten kann), eine Metzgerei, eine Schmiede, einen Einkaufsladen mit Post (wie in „Unsere kleine Farm“ ), eine Windmühle, zahlreiche Scheunen mit alten Kutschen, ein etwas vornehmeres Familienhaus – für wohlhabendere Leute sozusagen, Cowboy – Unterkünfte, eine Sattlerei, und, und, und. Wir fühlten uns wirklich in eine andere Zeit versetzt. Man durfte überall rein und sich alles anschauen – sehr beeindruckend, und alles bis ins kleinste Detail erhalten bzw. originalgetreu nachgestellt. Das Herrenhaus des Herrn O` Keefe wollten wir zum Schluss besichtigen, nur leider spielte Tessa da nicht mehr so gut mit. Schon schade, aber da man da nur mit Begleitperson hinein durfte und das sicherlich noch ne Menge Zeit in Anspruch genommen hätte, haben wir das dann letztlich gelassen. Tina warf nur mal einen Blick in den Flur des Hauses – sehr herrschaftlich: schwere dunkle Vorhänge an den Fenstern, große Leuchter, eine breite Treppe, die ins Obergeschoss führte und Ahnenbilder an den Wänden. Naja, mehr gab`s dann aber eben nicht zu sehen. Solche Abstriche muss man dann in Kauf nehmen, wenn man mit einem kleinen Menschlein reist. Ist aber zu verkraften.

Nun stehen wir auf einem Campground in Enderby, einem nur kleinen Dorf auf unserem Weg nach Revelstoke morgen. Hier haben wir mal wieder Internet, so dass wir endlich mal wieder was von uns hören lassen können. Soweit geht es uns gut, wir hoffen, Euch allen auch. Dirk ist der Meinung, ich schreibe vielleicht zu viel?! Ich versuche mich allerdings schon kurz zu fassen, was mir, ja, manchmal etwas schwer fällt. Es gibt aber auch echt viele Eindrücke jeden Tag, die man natürlich weitergeben will. Ein Foto nach dem anderen wird geknipst, ist schon krass alles. Na dann, viele Grüße an Euch in der Heimat, alles Liebe und bis bald.

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